800 CNG EcoFuel Tour

Premiere: Deutschlandweit Live-Video aus dem Auto

 

Nachrichtentechniker der Universität des Saarlandes werden jetzt deutschlandweit Live-Bilder aus einem fahrenden Auto auf die heimischen Computer bringen. Dafür nutzen sie schnelle Mobilfunkverbindungen und kombinieren auf neuartige Weise verschiedene Elemente aus Rundfunk- und Internetübertragung. Bisher konnte man solche Videobilder von unterwegs nur mit aufwändiger Fernsehtechnik und über Satellit live senden. Den Praxistest für ihre Forschungsarbeiten werden die Saarbrücker Nachrichtentechniker ab 7. Januar bei der 800 CNG EcoFuel Tourbestehen, einer 80-tägigen Tournee von Rainer Zietlow an alle 800 Erdgastankstellen in Deutschland. Der Erdgas-Autofahrer, der mit seiner Weltumrundung 2006 ins Guinness-Buch der Rekorde kam, wird dank der Saarbrücker Wissenschaftler täglich live aus dem Fahrzeug von seiner Deutschlandreise berichten.

Das Team um Thorsten Herfet, Professor für Nachrichtentechnik an der Universität des Saarlandes, forscht daran, wie Multimedia-Daten auch bei mobiler Übertragung in hoher Qualität beim Empfänger ankommen. Denn schon kleine zeitliche Verzögerungen oder der Verlust wichtiger Datenpakete haben bei Multimedia-Anwendungen fatale Folgen. Bei der mobilen Übertragung aus dem Auto sorgen die Saarbrücker Nachrichtentechniker dafür, dass die Audio- und Videodaten fortlaufend an die unterschiedlichen Bedingungen im Netzwerk und Übertragungsweg angepasst werden. Wichtigstes Ziel ist dabei immer, dass möglichst wenige Daten verloren gehen und die Videobilder ohne sichtbare Fehler (Artefakte) auf dem Server der Universität ankommen. Dort werden die Videos in Echtzeit umgewandelt und an die Webseite der EcoFuel-Tour geleitet, damit jeder Internetnutzer sie dort live mit den üblichen Webbrowsern ansehen kann.

Für die EcoFuel-Tour hatten die Saarbrücker Nachrichtentechniker außerdem ein Konzept entwickelt, wie man die Mobilfunk und Satellitenübertragung miteinander kombinieren könnte, um auch in Gegenden mit schwachen Mobilfunknetzen auf der sicheren Seite zu sein. Wegen der hohen Kosten für die Satellitennutzung und einiger technischer Nachteile – die Iridium-Satelliten werden genau zur Projektlaufzeit verschoben – haben sich die Projektpartner dann aber auf die reine Mobilfunk-Übertragung konzentriert.

 

Technischer Hintergrund des Live-Videostreams aus dem Fahrzeug

 

Das Live-Videostreaming aus dem fahrenden Auto basiert auf der mobilen Datenübertragung mit UMTS/HSUPA und verwendet verschiedene, auf das jeweilige Netzsegment angepasste Codierungs- und Übertragungsverfahren. Die Infrastruktur wurde zum Teil speziell für die Erdgasauto-Tournee entwickelt, zum Teil nur auf sie angepasst. Über die High Speed (HSUPA)-Datenverbindung wird über den 3G-Router des Fahrzeugs die Verbindung zum Content Provider des Lehrstuhls für Nachrichtentechnik an der Universität des Saarlandes hergestellt. Dabei werden auf mobiles Streaming angepasste Übertragungsformate verwendet: H.264-Videocodierung, die auf hohe Effizienz parametrisiert wird und eine Bruttodatenrate von 300 kbps. Dabei wird ein robustes Rundfunkübertragungsverfahren (MPEG-2 Transport Strom) verwendet und die von den Saarbrücker Nachrichtentechnikern selbst entwickelte Fehlersicherung (AL-HEC = Application Layer Hybrid Error Coding) angewendet. Vom Content Provider werden die Daten recodiert für die Internet-Übertragung und die Anzeige in jedem beliebigen Browsern (Flash-Video Container, H.264-Videocodierung, auf hohe Kompatibilität parametrisiert, 400 kbps Bruttodatenrate).

 
 

Pressekonferenz im Saarland

Die Stadtwerke Homburg und die Universität des Saarlandes laden zu einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Rainer Zietlow ein. Diese findet

am Dienstag, 20. Januar 10:30 Uhr 
an der Erdgas-Tankstelle der Stadtwerke Homburg 
Berliner Straße 123 b in Homburg

statt. Dort wird zum einen das erdgasbetriebene Fahrzeug vorgestellt und zum anderen das an der Universität des Saarlandes entwickelte Live-Videostreaming aus dem fahrenden Auto vor Ort demonstriert.